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Intensives Indien

Indien

…das Land der Gegensätze

…das Land der vielen Farben

…das Land der vielen Gerüche

…das Land der Kultur und Religion

…das Land der Intensität

Das Alles war Indien für mich!

Ich kam mit dem Ziel nach Indien Intensität in jeder Hinsicht zu erfahren und an meine Grenzen zu gehen. Und das bin ich. Einen Monat habe ich mich auf Extremreise nach Indien begeben. Dabei habe ich unglaubliche Erfahrungen gemacht, die meine Sicht auf die Welt für immer verändert haben. Ich bin an meine mentalen und auch körperlichen Grenzen gekommen und habe dabei wie lebendig wie noch nie gefühlt. Es gab Momente, in denen war ich irgendwo zwischen überwältigt und überfordert und in Momente zwischen Freude und Trauer. Indien war ein echtes WOW Erlebnis.

Ich begab mich mit einem One-Way Flugticket nach Delhi und einem Backpacking-Rucksack bewaffnet auf meine einmonatige Reise. Was passieren würde und welche Eindrücke ich spüren würde, waren mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Ich muss zugeben ein wenig Respekt hatte ich schon. Gerade als Solo-Female-Backpackerin hat man es in manchen Ländern nicht gerade leicht. Doch gerade das fand ich irgendwie reizvoll. Dinge zu tun, die nicht jeder tut, um Dinge zu erleben, die nicht alle erleben. Diese Exklusivität finde ich total spannend und meine Neugierde auf solche Erlebnisse wird wohl nie aufhören.

Was mich gerade an Indien faszinierte, war die Intensität, die ich erleben wollte. Ein erfülltes Leben ist für mich ein intensives Leben. Ein Leben, indem ich alle meine Sinne benutze um die Welt um mich herum wahrzunehmen. In Industrieländern werden durch multimodale Medien überall in unserem Alltag ständig allerlei unserer Sinne aktiviert. Wir sind einer ständigen Reizüberflutung in unserer Umwelt ausgesetzt. Wir nehmen pro Minute Millionen von Sinnesreizen auf, doch dabei haben wir oft das Gefühl trotzdem einen langweiligen Tag gehabt zu haben. Wir haben verlernt diese Intensität wahrzunehmen. All die Sinnesreize sind zu einem omnipräsenten Zustand geworden, der für uns keine Seltenheit mehr darstellt. Durch die künstliche Reizüberflutung durch Medien habe ich langsam das Gefühl abzustumpfen und mich zu verlieren in der Fülle von Sinneseindrücken, die jedoch fast alle künstlicher Natur sind.

Wie sich meine Reizwahrnehmung verändern würde und ob ich wieder in der Lage wäre echte Intensität zu fühlen, wollte ich in einer natürlichen mit Reizen überfüllten und intensiven Umgebung spüren lernen. Und welches Land wäre da besser als Indien?

Und ich habe gefühlt. Ich habe die unzähligen Reize Indiens aufgesaugt und mich erfüllen lassen. Ich habe mich lebendiger gefühlt als je zuvor! Weil die Fülle im Leben aus der reinen Wahrnehmung resultiert und unsere Realität allein durch unsere Wahrnehmung bestimmt ist. All die intensiven Gerüche der Gewürzmärkte, der Verbrennungsanlagen in den Slums und der Smog in Indiens Hauptstadt haben meine Geruchsintensität auf ein ganz neues Level an Wahrnehmung gebracht. Mein Sehsinn wurde durch die unzähligen Farben der Saris auf den Stoffmärkten stimuliert. Masala-Chai-Tee, Kokos-Curry und Samosas haben mich kulinarisch mit Geschmäckern von intensiven Gewürzmischungen versorgt, die mir zwar manchmal die Kehle durch die Schärfe weggebrannt haben, zugleich aber unglaublich lecker waren. Und auch fühlen durfte ich intensiv. Ich durfte den Schmerz der Angehörigen bei einer traditionellen Leichen-Verbrennungszeremonie fühlen genauso wie die unglaubliche Offenheit und Freundlichkeit der Slum-Bewohner in Mumbai.

An Intensivität hat es Indien nirgendswo gefehlt. Ich war überwältigt und dankbar für das, was ich miterleben durfte. Dennoch war ich in einigen Situationen geschockt über das, was ich gesehen habe. Intensität bedeutet eben nicht nur positive Reizüberflutung, sondern eben auch Negative. Damit umzugehen war nicht einfach. Das Leid, der Menschen in Armut und der Schmerz der Trauernden hat mich sehr mitgenommen. Ob es genau daran lag, dass ich eines nachts im Schlafzug ohnmächtig geworden bin, weiß ich nicht genau. Überfordernd waren alle Erlebnisse schon ein wenig. Damit umzugehen war nicht leicht für mich und es hat noch einige Gespräche und Wochen gedauert, um all das zu verarbeiten.

Nach Indien gereist zu sein bereue ich jedoch keineswegs. Die positiven Gefühle, die mich überflutet haben, sind jeder Schmerz wert gewesen. Ich habe selten so eine Freude, Erfüllung und Wertschätzung gespürt. Ich war in so vielen Momenten erfüllt von Sprachlosigkeit und purem Lebensgefühl. Besonders die Wertschätzung habe ich mitgenommen. Wertschätzung gegenüber allem und jedem in dieser Welt. Ich habe gelernt, dass immaterielle Werte so viel wichtiger sind als alles Materielle dieser Welt. Ich habe gelernt, dass es zum glücklich sein nichts Weltliches oder Materielles braucht. Es braucht einzig und allein die Erfüllung in dem, was man tut und in dem was man ist. Die Menschen, denen ich in den Slums begegnet bin, waren die glücklichsten Menschen, die ich je gesehen habe. So unglaublich stolz auf ihre Nachbarschaft und auf das, was sie sich erschaffen haben, dass man ihre Leidenschaft und Güte direkt fühlen konnte.

Ich habe das Leben nach dieser Reise mit ganz anderen Augen gesehen. Meine Seele war so unglaublich erfüllt von Dankbarkeit und Wertschätzung. Ich habe seit dem einen völlig neuen Blickwinkel auf die Welt gewonnen und auf die Intensität, die wir in Allem fühlen dürfen. Wir können eben diese Intensität nicht nur dort finden, sondern auch in unserem Alltag. Alles was wir dafür tun müssen ist unsere Wahrnehmung zu schärfen und offen zu sein für jedes Gefühl, das wir fühlen dürfen in unserem Leben.